Als Unternehmer tragen Sie die Verantwortung und das finanzielle Risiko für einen ganzen Laden. Für mehrere Familien. Daher ist es vollkommen verständlich, wenn Sie ein gewisses Bedürfnis nach Kontrolle verspüren. Es ist natürlich, wissen zu wollen, ob alles nach Plan läuft oder ob es gravierende Fehlentwicklungen geben könnte. Denn falls es sie gibt, wollen Sie von ihnen lieber früher als später erfahren. Alles gut! Es ist jedoch ein Unterschied, ob Sie wie ein Wachhund jeden Schritt Ihres Mitarbeiters kommentierend begleiten oder sich in regelmäßigen Abständen über die
Entwicklung eines Projekts informieren. Delegieren ist immer – zwangsläufig – mit einem Kontrollverlust verbunden.
Sie können ihn allerdings kompensieren, indem Sie etwas anderes aufbauen: Vertrauen. Wie bauen Sie Vertrauen auf? Indem Sie es zuerst geben. Sie können Vertrauen nicht verlangen, denn Vertrauen stellt sich erst dann ein, wenn ein Vertrauensvorschuss bei jemandem angekommen ist. Natürlich gibt es auch Menschen, die einen solchen Vorschuss missbrauchen. Doch ich kann Ihnen aus über 30 Geschäftsjahren Erfahrung sagen: Die, die es missbrauchen, sind die allerallerwenigsten. Klar ist es enttäuschend, festzustellen, dass es in einem Projekt überhaupt nicht vorwärtsgegangen ist. Oder dass es komplett in die falsche Richtung gelaufen ist. Schludrige Arbeiten am Bau, verpasste Fristen oder Fehlentscheidungen trotz sorgfältiger Planung. All das kann passieren. Doch solche Vorfälle stellen nicht das Prinzip
des Delegierens an sich infrage. Aus zwei Gründen ist dies nicht der Fall. Erstens: Sie haben überhaupt keine Alternative. Wenn Sie eine gewisse Unternehmensgröße erreicht haben, ist es nicht mehr möglich, alles selbst zu machen. Zweitens: Nicht immer liegt in diesen Fällen die Verantwortung für den Misserfolg bei den Mitarbeitern. Genauso wenig wie Sie Ihre Mitarbeiter an der ganz kurzen Leine führen sollten, ist es ratsam, sie ins eiskalte Wasser zu schmeißen.
Wenn Sie so vorgehen, müssen Sie damit rechnen, dass Fehler passieren. Und dass Sie sie mitverursacht haben.
Kaltes Wasser ist okay. Eiskaltes nicht. Richtig delegieren heißt nämlich, Ihre Mitarbeiter schrittweise an die neue Verantwortung zu gewöhnen. Und richtig Verantwortung abgeben heißt, Ihre Mitarbeiter an die eigenverantwortliche Arbeitsweise behutsam heranzuführen.
Das gilt zum einen für bestehende Angestellte, aber erst recht für neue. Am Anfang wissen Sie noch gar nicht so genau, wie Sie den neuen Kollegen am besten einsetzen. Sie müssen erst herausfinden, in welchen Bereichen er seine Stärken, in welchen er Defizite hat und in welchen er vielleicht viel besser ist, als Sie es erwartet hätten.
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