Als Unternehmer treffen Sie tagtäglich Entscheidungen. Man könnte deshalb
meinen, es gibt nichts, wofür wir uns als Unternehmer nicht bereits
entschieden haben. Faktisch ist es aber so, dass wir dennoch manches unbewusst
tun. Ohne es bewusst entschieden zu haben, oder ohne eine uralte
Entscheidung, die heute nicht mehr passt, revidiert zu haben. Ein Beispiel:
Eine Firma, die ich beraten habe, bekam immer wieder ganz unterschiedliche
Aufträge, aber wenige, die zur größten Stärke der Firma passten.
Ein Unternehmer, der unzufrieden mit den Ergebnissen war, ließ mich eine
Positionierung seiner Firma machen.
Dabei kamen wir naturgemäß auch auf die Zielgruppe zu sprechen. Ich
fragte, wer die idealen Kunden denn seien. Die Antwort war extrem unklar.
Der Chef erzählte mir dann, dass ganz verschiedene Kunden bei ihm aufschlagen,
die ganz verschiedene Arten von Aufträgen platzieren. Und dass
er sie alle bediene. Im Grunde wurde sowohl mir als auch ihm selbst deutlich,
dass er seine Zielgruppe gar nicht benennen konnte.
Ich habe ihn gefragt, wen er sich denn als Kunde wünschen würde. Und
langsam, langsam wurde das Bild immer klarer. Nach längerem Bohren kam
heraus, dass die absolute Stärke seines Unternehmens im Geschosswohnungsbau
liegt. Dass er zum Beispiel Aufstockungen und Anbauten am
liebsten gar nicht mehr machen würde.
Mein Kunde war ziemlich überrascht über diese Zuspitzung seines Unternehmensfokus
und seiner Zielgruppe, aber die Fokussierung fühlte sich gut
an.
Interessanterweise hat das Unternehmen in den darauffolgenden zwei Tagen
sieben neue Anfragen von genau der gewünschten Zielgruppe erhalten. Und
zwar ohne dass der Unternehmer, außer der Positionierung, irgendwas getan
hätte. Er hatte weder seine Website überarbeitet, noch seine Mitarbeiter
über die Neuausrichtung informiert.
Wie kann das sein?
Immer dann, wenn Sie eine bewusste Entscheidung treffen, übernehmen Sie
Eigenverantwortung. Indem Sie sich nämlich für etwas entscheiden, lassen
Sie Ihr Unterbewusstsein und Ihre selektive Wahrnehmung dafür arbeiten.
Sie müssen nicht mehr so viel im Außen „tun“.
Durch eine bewusste Entscheidung verändern Sie nämlich Ihren Wahrnehmungsfilter.
Wenn eine Frau zum Beispiel schwanger ist, sieht sie auf einmal
überall andere schwangere Frauen. Die waren auch vorher schon da,
jetzt aber interessiert sie sich für das Thema Schwangerschaft und nimmt
alles, was damit zusammenhängt, auch wahr.
Indem Sie sich für eine Sache entscheiden, übernehmen Sie Eigenverantwortung.
Sie bauen durch Ihre selektive Wahrnehmung aber auch durch die
neuen Interaktionen, die Sie schaffen, etwas auf, was Sie sich wünschen.
Wenn Sie die Eigenverantwortung nicht übernehmen, dann kommt halt das,
was kommt … und das ist selten das, was Sie wollen.
Ein anderer Unternehmer hat sich bei der Positionierung übrigens entschieden,
den Fokus auf Aufstockungen und Anbauten zu legen. Und hat in der
Folge einen Riesenauftrag in diesem Bereich erhalten, von dem er gesagt
hat: „Wow, da hätte ich vorher geträumt davon!“
Das heißt es, Eigenverantwortung für die eigenen Gedanken zu übernehmen.
Zusammengefasst heißt Eigenverantwortung immer selbst zu bestimmen,
was Sie denken – aber auch was Sie fühlen. Es klingt vielleicht hart, aber
eigentlich ist es ganz einfach. Wenn einer sagt: „Heute geht’s mir Scheiße!“,
dann erwidere ich: „Selbst verantwortlich!“