Helmut Tietz ist Trainer für Bauleiter und trainiert Zeitmanagement, Arbeitsorganisation und Kommunikationsgrundlagen im Umgang mit Bauherren.
Diese Trainings gibt es nun das letzte Mal Anfang November.
Ich durfte nun schon vor längerer Zeit ein Interview mit ihm führen.
In diesem Interview erzählt Helmut mir von seinem Leben und wie er dazu gekommen ist Bauleitertrainings zu machen und noch vieles mehr.
Der Lebensweg von Helmut Tietz
Er startete mit einer Lehre als Dreher und ging dann zur Bundeswehr. Dort machte er dann eine Ausbildung als Flugzeugmechaniker und einen Meister. Nebenher absolvierte er noch in der Abendschule die mittlere Reife und das Fachabitur. Danach schlug er eine ganz andere Richtung ein indem er eine Ausbildung als Erzieher machte um dann in den Sozialpädagogischen Bereich zu gehen.
Danach setzte er noch eine Ausbildung als Heilpraktiker drauf. Mit diesem Wissen baute er sich mit 35 Jahren seine eigene Naturheilkunde Praxis auf. Diese Praxis führte Helmut dann ein paar Jahre lang. Nach ein paar Jahren wurde er für ein Mentaltraining als Trainer angefragt.
Da ihm das sehr gut gefallen hat und es sehr gut bei den Teilnehmern ankam, bildete er sich in diesem Bereich weiter und durchlief ein paar Ausbildungen.
Dann hat er sich dazu entschieden die Praxis zu verkaufen und als Trainer durchzustarten.
35 Jahre lang trainiert er nun sehr erfolgreich Firmen.
Wie ist Helmut Tietz in dem Bereich des Bauleitertrainings gekommen?
Ich fragte Helmut vor ca. 12 Jahren ob er die Trainings für Bauleiter übernehmen würde. Daraufhin hatten wir uns auf zwei Bereiche geeignet, Kommunikation und Zeitmanagement.
Als ich noch meine Treppenbaufirma hatte, hat Helmut immer die Seminare dort gehalten.
Was sind die Pläne von Helmut Tietz in der Zukunft?
Für ihn ist die Rente nichts, denn das wäre für Ihn „bezahltes Sterben“.
Er möchte in Zukunft noch sehr viel Reisen gehen, außerdem Interessiert er sich sehr für das Thema Internet Marketing.
Was musst du als Bauleiter wissen?
Das A & O als Bauleiter ist die Kommunikation. Doch was man in der Ausbildung nicht lernt ist, wie man mit Mitarbeitern, Bauträger oder Subunternehmen umgeht.
Welche Herausforderungen hat ein Bauleiter heute?
Die Digitalisierung macht vielen Bauleitern zu schaffen.
„Doch wer nicht mit der der Zeit geht, geht mit der Zeit.“
Wer sich nicht mit diesem Thema auseinandersetzt, wird als Bauleiter relativ schnell abgekoppelt sein.
Helmut möchte seine Teilnehmer neugierig machen, Ihnen die Möglichkeiten aufzeigen, was alles für Möglichkeiten offen stehen, wenn man sich mit den neuen Medien auseinander setzt. Auch Helmut Tietz mit 70 Jahren ist immer noch sehr neugierig, da er auch ganz genau weiß, dass er abgekoppelt wird wenn er sich nicht mit diesen Themen beschäftigt.
Wie geht man mit Kunden richtig um?
Die Kunden erwarten heutzutage, dass alles noch schneller funktioniert als früher. Dass z.B noch schneller die E-Mails bearbeitet werden, noch schneller eine Rückmeldung kommt, egal auf welchem Weg.
Da ist es das A&O mit dem Kunden zu klären, was seine Vorstellungen von dieser Zusammenarbeit sind. Dann ist es noch wichtig dem Kunden mitzuteilen was seine Regeln sind. Natürlich verpacken Sie das „nett“ indem sie ihm z.B folgendes sagen können.
Lieber Herr „Kunde“ da wir nun bestimmt ein halbes Jahr miteinander arbeiten werden, sollten wir ein Paar Dinge abklären um Missverständnisse zu vermeiden.
Zum einen würde ich gerne wissen, was Ihnen bei unserer Zusammenarbeit wichtig ist?
Was passiert wenn der Kunde eine Frage hat?
Wir kennen es doch alle, dass der Kunde gerne für jede Frage eine extra E-Mail schreibt. Sagen Sie ihm von Anfang an, dass er gerne seine ganzen Fragen sammeln kann um dann z.B immer Mittwochs (1-2Mal pro Woche) seine Fragen per E-Mail schicken kann.
Das hat den Vorteil, dass der Kunde sich überlegt, was genau seine Fragen sind und von der Sicht des Bauleiters kann er sich bestimmte Blockzeiten einteilen wo er die Fragen beantworten kann.
Telefonische Erreichbarkeit
Sage dem Kunden immer eine bestimmte Uhrzeit wann du erreichbar bist. Außerdem solltest du mit den Kunden auch abklären, ob er auf den Anrufbeantworter sprechen soll.
Dazu gehört aber auch, dass außerhalb dieser Zeit nicht mehr ans Telefon gegangen wird. Natürlich testen die Kunden das auch aus und versuchen auch noch um z.B 20 Uhr anzurufen.
„Wer keine Regeln aufstellt, braucht sich nicht wundern, wenn sich niemand daran hält.“
Mit 20 Prozent der Kunden hast du 80 Prozent Aufwand und mit 80 Prozent der Kunden hast du 20 Prozent des Aufwandes.
Wie geht man mit Fehlern die beim Bauen passieren um?
Darauf antwortet Helmut Tietz mit einer ganz klaren Sichtweise. Es ist ganz normal, dass Fehler passieren denn das ist menschlich. Es kommt darauf an wie du damit umgehst, wenn du als Vertreter der Firma direkt mit dem Kunden offen kommunizierst und eine Lösung findest. So dass der Kunde im Nachhinein sagt, „da haben Sie super darauf reagiert und ich fand es super wie sie das gemanagt haben“.
Wenn der Kunde das Gefühl hat, dass die Firma sich darum kümmert und du ihm keine leeren Versprechungen machst, dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen.
„Schwieriger Kunde“ gibt es das?
Wie viel Prozent der Kunden die du hast schätzt du denn wirklich als schwierig ein? Ist die erste Frage die du dir stellen solltest.
Denn oft sind es vielleicht gerade mal 5 von 100 Stück, die wirklich schwierig sind.
Aus meiner Sicht gibt es keine schwierigen Kunden, denn das sind einfach Menschen die ein Verhalten zeigen, mit dem der Bauleiter nicht klar kommt.
Das hat somit erst einmal nichts mit dem Kunden zu tun sondern mit dir als Bauleiter. Als Beispiel nimmt Helmut in seinen Trainings immer ein Bild von einer Person und fragt in die Runde, was jeder denn sieht. Einer sieht eine stolze Frau, der andere eine genervte Person und der nächste wieder etwas anderes. Jeder bewertet eine Person oder eine Situation immer unterschiedlich und so ist es auf der Baustelle meistens auch. Du siehst eine Person, nimmst diese wahr und bewertest sie dann.
Darum ist Helmut der Meinung, dass du als Bauleiter lernen solltest mit solchen Menschen klar zu kommen. Es muss nicht immer bedeuten, dass ihr beste Freunde werdet, doch du solltest dir auf jeden Fall Gedanken machen, wie du auf einer professionellen und fachlichen Ebene mit ihm kommunizieren kannst.
Es ist in diesem Beruf wichtig, die Sozialkompetenz als auch die Fachkompetenz zu besitzen. Doch die Fachkompetenz kann du erlernen, die Sozialkompetenz einen kleinen Teil, wenn überhaupt.
Zeitmanagement
Kommen wir nun zum Thema Zeitmanagement.
Zum einen kannst du schon sehr viel Zeit einsparen, wenn du die Baustellen mit der richtigen Route besichtigst.
Das nächste ist der Tagesplan. Die meisten planen Ihren Tag 100% durch und das meist wie eine Art To Do Liste. Doch das ist die falsche Herangehensweise, denn dann musst du dir immer die nicht geschafften Dinge aufschieben, weil du es nicht geschafft hast. Halte dir immer eine gewisse Zeit für unvorhergesehenes Platz. Die Faustregel lautet 60% Zeit verplanen und 40% für unvorhersehbare Dinge freihalten. Doch das muss immer auf den jeweiligen Job angepasst werden
Organisation am Schreibtisch
Die Organisation am Schreibtisch ist sehr elementar denn ich sage immer so wie es auf dem Schreibtisch aussieht, so sieht es auch im Kopf aus. Es sollten zwei Ordner auf dem Tisch liegen, einer der die Monate 1-12 beschreibt und einer der einen Monat also die 30 Tage aufzeigt. Dadurch, dass heute schon sehr viel digital läuft wird hier wahrscheinlich nicht mehr all zu viel abgelegt, doch es gibt immer wieder Dinge die ausgedruckt werden müssen und wo sich dann die Frage stellt, wo man diese ablegen soll um es dann wieder zu finden.
Ein ganz wichtiger und großer Tipp von Helmut Tietz ist mit Checklisten zu arbeiten.
Denn da macht man sich einmal Arbeit, doch dann sparst du dir viel Zeit und Ärger wenn man nichts mehr vergisst und nur noch alles abhaken muss.
Kommunikation
Ich als Bauleiter muss mich so ausdrücken, dass der Empfänger eine Chance hat mich so gut wie möglich zu verstehen.
„Einwegkommunikation“ Was meine ich damit?
Wir vermitteln dem gegenüber etwas und gehen davon aus, dass die Person es verstanden hat. Doch du selber bist dafür verantwortlich was beim anderen ankommt.
Kommunikation hat immer einen Inhaltsaspekt und ein Beziehungsaspekt, wobei der Beziehungsaspekt immer den Inthaltsaspeckt bestimmt. Je besser die Beziehung ist, um so mehr wird von der Kommunikation gehört und verarbeitet. Heißt natürlich auch im Umkehrschluss, dass du als Bauleiter von Anfang an ein gutes Beziehungsverhältnis zum Kunden aufbaust.
Da kannst du als Bauleiter beim Erstgespräch gleich damit anfangen, indem du auf den Kunden zugehst und direkt ein paar Dinge erfragst was dem Kunden denn wichtig ist und wie er sich den Bauablauf denn vorstellt. Du gibst dem Kunden damit das Gefühl, dass du dich für ihn interessierst.
Ist der Beruf „Bauleiter“ ein Zukunftsberuf?
Laut Helmut auf jeden Fall, da Menschen mit Menschen zusammen arbeiten möchten.
Wenn du als Bauleiter offen bist für die neuen Medien, dann hat dieser Beruf auf jeden Fall eine Zukunft. Wir brauchen natürlich Menschen die diesen Beruf mit Spaß machen.
Wichtig ist natürlich, dass der Bauleiter eine gewisse Sozialkompetenz hat, Interesse an den Menschen und nicht gerade faul ist.