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Nie wieder ein Engpass – So schaffen Sie sich freie Bahn

In vielen Hausbauunternehmen kommt er regelmäßig im Frühjahr: der Engpass. Von November bis Februar trudeln Aufträge rein, die aufgrund des Wetters nicht abgearbeitet werden. Also beginnen alle Bauprojekte im Frühjahr. Dann muss alles auf einmal erledigt werden. Schließlich drohen horrende Konventionsstrafen, wenn der Auftrag nicht fristgerecht erledigt wird. Und schon ist er da: der Engpass.
Das ist natürlich kein Phänomen der Hausbaubranche. Engpässe gibt es überall. Und überall werden sie immer wieder begleitet von der Frage: Wie kann ich Engpässe vermeiden?

 

Nicht im Hier und Jetzt suchen

Die meisten Unternehmer suchen die Ursache in dem unmittelbaren zeitlichen Umfeld: „Ach ja, in der Produktion sind zwei Leistungsträger krank. Das ist ja kein Wunder, dass jetzt überhaupt nichts mehr funktioniert.“ Der Rückschluss ist nicht grundsätzlich falsch. Natürlich kann der Engpass beim Abarbeiten der Aufträge auch damit zu tun haben. Doch die tiefgreifendere Ursache dafür liegt eben im Management und hat wenig mit der gerade ausgedünnten Personaldecke zu tun.
Viele Unternehmer übersehen durch den eingeschränkten Blick auf die Zeitschiene, dass sie selbst das Problem vor langer Zeit verursacht haben. Wenn Sie jetzt schnell zwei Leiharbeiter organisieren, um der Situation Herr zu werden, lösen Sie das Problem nicht dauerhaft. Aber wie kommen Sie der wahren Ursache der Engpässe dann auf die Schliche?

 

Rückwärts zum Ziel

Zur Antwort kann Sie nur ein Weg führen – und der geht rückwärts. Machen Sie einen Schritt zurück. Nur mit etwas Abstand bekommen Sie den nötigen Helikopter-Blick. Warum der so wichtig ist, möchte ich Ihnen an einem Beispiel verdeutlichen:
Stellen Sie sich vor, Sie sind dafür verantwortlich, dass ein ganz bestimmter Baum gefällt wird. Der Förster hat Ihnen gesagt, dass es sich um eine Eiche handelt, die mit einem roten X markiert ist. Sie ziehen also mit zwei Holzfällern und einer Kettensäge im Gepäck los. Deren Job ist es, den Baum zu fällen, Ihre Aufgabe ist es, dafür Sorge zu tragen, dass alles funktioniert und dass die beiden Arbeiter nicht an der falschen Eiche sägen. Sie finden den mit einem roten X markierten Baum und geben die Anweisung den Baum zu fällen. Alles klappt reibungslos. Erst Stunden später, als Sie längst schon wieder zu Hause sind, schrecken Sie auf einmal auf. Ja, der Baum war mit einem X markiert – aber es war der falsche Wald!

 

Keine freie Sicht

Solche Fehler passieren zwangsläufig, wenn Sie als Unternehmer im operativen Tagesgeschäft festhängen. Sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht, wenn Sie am Fuß der Eiche stehen, und nicht auf Höhe der Kronen. Von Zeit zu Zeit brauchen Sie eine andere Perspektive auf Ihren Betrieb und müssen von oben auf das Blätterdach blicken. Strukturelle Fehler fallen Ihnen erst dann auf, wenn Sie wie ein Helikopter über Ihrem Unternehmen kreisen.
Für die Ursachenforschung im Fall eines Engpasses bedeutet das Folgendes: Wenn Sie operativ stark eingebunden sind und aushelfen, den Flaschenhals irgendwie zu überstehen, fehlt Ihnen die nötige Distanz, um zu erkennen, wie er zustande gekommen ist. Und Ihnen fehlt die Distanz, um zu erkennen, wo und weshalb ein Flaschenhals im Entstehen begriffen ist.

 

Was du liebst, lass frei

Deshalb mein Tipp an Sie: Ziehen Sie sich regelmäßig aus dem Tagesgeschäft heraus. Ich weiß, das ist – besonders als Mittelständler oder Kleinbetriebler – schwer und absolut kontraintuitiv. Sich ausgerechnet „jetzt“ einen Tag freinehmen? Gerade „jetzt“ nicht mitzuhelfen, den Berg an Aufträgen abzutragen? Das scheint so völlig sinnlos. Aber es ist in Wahrheit Ihr größter Hebel. Gerade wenn Sie nicht nur Unternehmer, sondern auch Gründer sind, haben Sie sich in all den Jahren zu einem echten Profi entwickelt. Sie interessieren sich für Ihr Gewerbe so sehr, dass Sie gar nicht anders können, als im Unternehmen aktiv und mit höchstem Einsatz mitzuarbeiten.
Aber mal am Unternehmen zu arbeiten? Das ist nicht so eingespielt und gibt deshalb nicht so viele, so häufige und so große Erfolgserlebnisse wie die Arbeit im Unternehmen. Und genau diese hohe Fachkenntnis wird zum Klotz am Bein. Sie ist es, die die allermeisten Unternehmer daran hindert, in den Helikopter-Modus zu wechseln.

 

Auch Sie sind vertretbar

Und doch ist es der einzige Weg. Um gedanklich reinzukommen, stellen Sie sich vor, Sie fallen die nächsten vier Wochen aus – sagen wir, aus gesundheitlichen Gründen. Wie wäre das Unternehmen organisiert? Wer würde Ihre operativen Aufgaben übernehmen? Nutzen Sie diese Ressourcen, um den nächsten Engpass vorzubeugen.